Eine wilde Attraktion im dekorierten Heim

Thema der Dissertation:

"Eine wilde Attraktion im dekorierten Heim.
Die Tiere der europäischen Porzellanmanufakturen zwischen 1895 und 1925."

Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Schlagender Jaguar

Entwurf: Hans Behrens, um 1918, Ausführung: Manufaktur Nymphenburg



Diese Arbeit hat es sich zum Ziel gesetzt, das Phänomen der Tierdarstellung in der Zeit des Jugendstils im Werkstoff Porzellan zu beleuchten. Dafür wird im ersten Teil der Arbeit auf die Entwicklung der Tierdarstellung in der Kunst und das Verhältnis von Mensch und Tier betrachtet. Es schließt sich im zweiten Teil ein Überblick über die verschiedenen Entwicklungen in der Zeit des Jugendstils und in ausgewählten Porzellanmanufakturen in diesem Zeitraum an. Schließlich wird im dritten Teil anhand einzelner Tiergruppen eine Gegenüberstellung von verschiedenen ausgesuchten Manufakturprodukten aufgestellt. Auf dieser Basis soll eine Bewertung der Porzellanplastik des Jugendstils erfolgen.
Diese Arbeit will keine Aufzählung der Tiermodelle der einzelnen Manufakturen sein, das wurde, zumindest teilweise, an anderer Stelle bereits gemacht. Hier sollen die einzelnen Stilrichtungen und Auffassungen der Manufakturen bzw. der Künstler gegenüber gestellt werden. Eine jede Manufaktur bemühte sich dem Zeitgeschmack zu folgen und doch den eigenen Stil beizubehalten oder zu entwickeln. Das gleiche galt für die Künstler, die sich in einigen Fällen noch dem Manufakturstil anpassen mussten. Bestimmte Tiere wurden in allen Manufakturen dargestellt und erleichtern eine Gegenüberstellung.
Die Fragestellung im Bereich der Tiere lautet: Wie veränderte sich die Sichtweise des Menschen in der Zeit des Jugendstils gegenüber dem Tier? Welche künstlerischen Einflüsse traten auf? Boten sich einige Tiere besonders für die Darstellung in Porzellan an oder wurden sie von der Käuferschicht gefordert? Ein besonderer Augenmerk soll darum auch auf die Beliebtheit der Tiere bei der Käuferschicht und den Aufstellungsort des neuen Porzellans im Heim gelegt werden. Auch die mit dem neuen Zeitgeist einhergehenden Veränderungen im Wohnraum und der Präsentation ausgewählter Dekorationsstücke sind Teil der Arbeit. Daneben sollen die zeitgenössischen Reaktionen von Kunsthistorikern, Kritikern und Laien gestellt werden.
Ferner soll auf den Qualitätsunterschied der verschiedenen Manufakturen und Künstlern eingegangen werden. Porzellanplastiken im allgemeinen und die Tiere im besonderen wurden häufig von der Kunstgeschichte belächelt und als Kitsch und Nippes abgetan. Dass hierbei aber differenziert werden muss, soll im laufe dieser Arbeit dargelegt werden.

Im Anschluß finden Sie die Inhaltsangabe zu dieser Doktorarbeit. Sollte Ihr Interesse geweckt worden sein, kontaktieren Sie mich doch.

Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung
I.1. Vorstellung und Eingrenzung des Themas
I.2. Der Porzellansammler damals und heute: der Bann des „Weißen Goldes“

II. Das Tier in Wissenschaft und Kunst
II.1. Das Tier in der Skulptur
II.2. Das Tier in der europäischen Keramik
II.3. Porzellantiere im 18. Jahrhundert
II.4. Die Porzellankunst des 19. Jahrhunderts
II.4.1. Die technologischen Innovationen
II.4.2. Neue Produkte: Nippes, Technische Porzellane und Historismus
II.4.3. Englands Porzellantiere des 19. Jahrhunderts
II.5. Das Tier in der Wissenschaft des 19. Jahrhunderts
II.5.1. Ein neues Verhältnis zu den Tieren
II.5.2. Zeitgenössische Publikationen zum Thema Tier
II.5.3. Lebende Anschauungsobjekte
II.6. Die Bronzen des 19. Jahrhunderts
II.6.1. Antoine Louis Barye und die Gruppe „Les Animaliers“
II.6.2. Die Wiener Bronzen
II.6.3. Die moderne Tierbetrachtung von August Gaul

III. Die neuen Stileinflüsse um die Jahrhundertwende
III.1. Ein revolutionärer Anfang: Internationalisierung im Ausstellungswesen
III.1.1. Die Weltausstellungen als Motor einer modernen Generation
III.1.2. Die Kunstgewerbe – Bewegung
III.2. Der Japonismus – Japan als neues Vorbild
III.3. Der Jugendstil als fortschrittlicher Initiator
III.3.1. Eine neue Künstlergeneration: das Phänomen des Künstler- Designers
III.3.2. Die Wohnkultur um und nach 1900

IV. Die Porzellantiere: Manufakturen und Typologien
IV.1. Die technischen Voraussetzungen: Unterglasurmalerei
IV.2. Der Norden als Vorreiter einer neuen Tierplastik
IV.2.1. Royal Kopenhagen in den 1880ern
IV.2.2. Bing & Grøndahl in den 1890ern
IV.2.3. Das schwedische Rörstrand um 1897
IV.3. Deutschland schließt sich der neuen Mode an
IV.3.1. Die staatlichen Manufakturen
IV.3.1.1. Meissen um 1903
IV.3.1.2. Nymphenburg um 1905
IV.3.1.3. KPM Berlin um 1909
IV.3.2. Die privaten Manufakturen
IV.3.2.1. Gebr. Heubach um 1900
IV.3.2.2. Schwarzburger Werkstätten um 1909
IV.3.2.3. Rosenthal um 1910

V. Eine vergleichende Betrachtung ausgewählter Tiergruppen
V.1. Hühnervögel und andere exotische Vögel.
V.1.1. Pfau
V.1.2. Fasan
V.1.3. Papagei
V.2. Die Bären
V.2.1. Eisbären
V.2.2. Sitzende und liegende Braunbären
V.3. Klein- und Haustiere
V.3.1. Tiere als plastische Applikationen
V.3.2. Frösche
V.3.3. Mäuse und Ratten
V.3.4. Meerschweinchen
V.3.5. Hunde
V.3.5.1. Begleit- und Schoßhunde
V.3.5.2. Hütehunde
V.3.5.3. Windhunde
V.3.5.4 Welpen

VI. Ausklang und Fazit: Die Auswirkungen nach 1920
VII. Schlussbetrachtung

VIII. Katalogteil